Die Bemühungen, in Erfurt eine Bildungs- und Gedenkstätte einzurichten, spielten seit Gründung der „Gesellschaft für Zeitgeschichte“ im Januar 1999 eine Rolle.
Das 1874 bis 79 entstandene Gerichtsgefängnis diente lange zur Unterbringung der Häftlinge des Landgerichts Erfurt, seit 1948 auch der Thüringer Landesjustiz. Nach der DDR-Gründung übernahm die Polizei die Strafanstalt und 1952 schließlich auch die U-Haft. Die anfangs in Weimar ansässige Länderverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit zog im Frühjahr 1952 mit ein: Das oberste Geschoss des Westflügels, zeitweise auch das darunter liegende, wurde MfS-Haftanstalt für „politischen Häftlinge“.
Als am 4. 12. 1989 die danebenliegende MfS-Bezirksverwaltung als erste in der DDR besetzt wurde, war eine der Forderungen auch die nach Auflösung der MfS-Untersuchungshaft. Die Räume der MfS-U-Haft wurden ebenso wie die des MfS im Hauptgebäude am 4. 12. von Bürgern besichtigt, aufgrund der von Egon Krenz verfügten Amnestie war die U-Haft nicht belegt. Ab 5. 12. 1989 wurden hier die MfS-Akten der Kreisdienststellen eingelagert, die mit deren Auflösung hierher gebracht wurden; danach wurde er nie wieder für die U-Haft genutzt. Dadurch blieb die oberste Etage des Westflügels weitgehend im Zustand von 1989 erhalten.
Als im Januar 1999 die „Gesellschaft für Zeitgeschichte“ von ehemaligen Bürgerkomitee-Mitgliedern gegründet wird, gibt es bereits Überlegungen für eine Bildungs-und Gedenkstätte an die DDR-Diktatur und die friedliche Revolution 1989. Diese werden zunächst nicht weiter verfolgt.
2002 wurde Mitarbeitern beim Landesbauftragten für die die Stasi-Unterlagen bekannt, dass es seitens der Polizeidirektion und des Wirtschaftsministeriums Überlegungen für einen Abriss und die weitere Nutzung als Stellflächen für Polizei-Fahrzeuge gibt. Konkrete Aktivitäten wurden entwickelt, als die Gesellschaft für Zeitgeschichte Ende 2003 durch einen MItarbeiter der oberen Denkmalbhörde über einen Abrissantrag informiert wurde. Gemeinsam mit der neu gewählten Landesbauftragten kam es zu einer ersten Begehung am 2.4. 2004.
In der Folge wurde gemeinsam die Idee einer künstlerisch gestalteten Ausstellung in den Räumen entwickelt. Diese erste Ausstellung unter Trägerschaft der „Gesellschaft für Zeitgeschichte“ und sehr hohem Engagement des Projektleiters Herrn May sowie der Landesbeauftragten und ihrer Mitarbeiter/innen mit dem Titel „Einschluss“ vom 15. 6. bis 15. 9. 2005 war ein voller Erfolg, sie erreichte und sensibilisierte die Öffentlichkeit und die Politik für das Vorhaben einer Gedenkstätte.
Während der Ausstellungszeit kamen auch viele Personen, die selbst dort aus politischen Gründen inhaftiert gewesen waren, zunehmend entwickelte sich eine Beteiligung einzelner Personen an dem Projekt. In der Folge kam es zu weiterführenden Treffen ehemaliger politischer Inhaftierter, organisiert durch die Landesbeauftragte und ihre Mitarbeiter/innen. Erstmals konnten ehemalige Inhaftierte des MfS in Erfurt ihrem erlittenen Unrecht eine Stimme geben. Diese Treffen mündeten 2007 in der Gründung des Vereins „Freiheit e.V.“.
Die Gesellschaft für Zeitgeschichte fasste unter Beteiligung der Landesbeauftragten und einzelner ehemaliger Inhaftierter einen Grundsatzbeschluss, sich an einer künftigen Bildungs- und Gedenkstätte zu beteiligen, lehnt aber eine alleinige Trägerschaft ab und plädiert für ein Trägerbündnis.
Die zweite Ausstellung „Einschluss II“ vom 15. 6. bis 15. 9. 2006 war ein Kooperationsprojekt mit „Radio F.R.E.I.“ als Projektträger und medialer Partner für das Konzept „Gefangenschaft hören“, der „Gesellschaft für Zeitgeschichte“ insbesondere für die technisch-organisatorische Absicherung und mit der Landesbeauftragten als Organisator sowie Veranstalter von Führungen. In der Vorbereitung wurde darauf Wert gelegt, ehemalige politisch Inhaftierte als Zeitzeugen zu Wort kommen zu lassen, insbesondere durch den Aufbau und der Verwendung von Hördateien mit Interviews. Zunehmend beteiligten sich wieder ehemalige politisch Inhaftierte aktiv an dem Projekt, insbesondere bei Führungen.
In ähnlicher Weise wurde 2007 das Projekt „Einschluss III“ durchgeführt.
Seit 2006 wurde durch das Büro der Landesbeauftragten das Angebot von Führungen unter Mitwirkung von ehemaligen politisch Inhaftierten außerhalb dieser Zeit entwickelt und auch vielfach in Anspruch genommen.
2008 und 2009 wurde im selben Zeitraum wie in den Jahren zuvor die Form der Öffnung des Gebäudes und der Durchführung von Führungen und Veranstaltungen wieder mit gesondert gestalteter Ausstellung durch „Freiheit e.V.“ in Kooperation mit der Landesbeauftragten weitergeführt.
Im Jahr 2007 wurde unter Trägerschaft der „Gesellschaft für Zeitgeschichte“ eine Konzeption für die künftige Bildungs- und Gedenkstätte durch den Politikwissenschaftler und Soziologen Dr. Peter Wurschi erarbeitet. Der Prozess wurde von einer Arbeitsgruppe begleitet, an der die Landesbeauftragte, zeitweise ein möglicher Investor und von Anfang an auch ehemalige politische Inhaftierte beteiligt waren. Im Verlauf der Erarbeitung kam es zu unterschiedlichen Zielvorstellungen, in deren Folge es in Zusammenarbeit einiger Personen aus der Gruppe der ehemals politisch Inhaftierten und der Mitarbeiter/innen der Landesbeauftragen zur Vorlage eines von ihnen so benannten „Alternativkonzeptes“ kam.
So existierten nun zwei Konzepte, die sich – bei vielerlei Gemeinsamkeiten in der konkreten Umsetzung – inhaltlich in ihrer Grundaussage unterscheiden. Während das von der LStU favorisierte Konzept in der ehemaligen MfS-UHA Erfurt insbesondere einen Gedenkort für die Opfer der politischen Gewalt in der DDR im Blick hatte, orientiert sich das von Dr. Wurschi erarbeitete Konzept auf ein breiter angelegtes Ausstellungs- und Bildungskonzept geht, in dem der Dreiklang von Gedenk-, Erinnerungs- und Lernort betont wird, der die Darstellung von politischer Justiz und Haft bis hin zur SED-Diktatur und deren Wirkung im Alltag sowie die Überwindung der Diktatur in der Friedlichen Revolution einschließt.
Innerhalb der „Gesellschaft für Zeitgeschichte“ ist es im Vorfeld der Erarbeitung der Gedenkstättenkonzeption 2005 zu klaren Vorstellungen über die künftige Gestaltung und Trägerschaft der Bildungs- und Gedenkstätte gekommen. Konsens besteht darüber, dass die „Gesellschaft für Zeitgeschichte e.V.“ die Trägerschaft nicht übernimmt und dass eine inhaltliche Verantwortung der Arbeit nicht allein durch ehemalige Akteure und Zeitzeugen eines Vereins erfolgen kann. Es bedarf dazu einer im Umgang mit der Thematik und den verschiedenen, teils divergierenden Interessen bei Betroffenen, engagierten Akteuren und der Öffentlichkeit erfahrenen Leitung, wissenschaftlicher Fundierung, pädagogisch professioneller politischer Bildungsarbeit und einer Organisationsform, die eine kontinuierliche, weit in die Zukunft reichende Arbeit gewährleistet.
Auch aufgrund der vorliegenden zwei Konzeptionsentwürfe setzte die Landesregierung eine Expertenkommission unter Leitung von Prof. Dr. Peter Maser ein. Diese legte Ende 2008 Eckpunkte einer Konzeption für die Gedenkstätte und eines Netzwerkes für die Aufarbeitung in Thüringen in Form eines „Geschichtsverbundes“ vor und empfahl für die Trägerschaft die „Stiftung Ettersberg“.
In diesen Empfehlungen sehen wir uns in unserem Drängen auf eine umfassende Aufarbeitung der DDR-Diktatur, die über die Darstellung von politischer Justiz und Haft bis hin zur Wirkung im Alltag geht, und der Schwerpunktsetzung der künftigen Erfurter Gedenkstätte in einer ebenso umfassenden politischen Bildungsarbeit bestätigt. Aus diesem und weiteren inhaltlichen Gründen haben wir ausdrücklich die Trägerschaft der künftigen Bildungs- und Gedenkstätte in Erfurt durch die „Stiftung Ettersberg“ unter Einbeziehung der bisherigen Akteure in einem Beirat befürwortet.
Im Vorfeld der o.g. Entscheidung wurden durch die von der Landesregierung eingesetzte Expertenkommission und durch das Kultusministerium alle Initiativen und Institutionen, so auch Freiheit e.V. und die Thüringer Landesbeauftragte zu je einer Beratung bzw. Anhörung eingeladen. Da wir als maßgelblicher Träger des einen Gedenkstättenkonzeptes dabei ausreichend Raum hatten, unsere Überlegungen und Argumente auszuführen, gehen wir davon aus, dass dies für alle anderen Eingeladenen ebenso zutraf.
Durch die Landesbeauftragte wurde zu diesem Thema ebenfalls eine Beratung durchgeführt.
Darüber hinaus waren „Freiheit e.V.“ und die Landesbeauftragte im Ausschuss Wissenschaft, Kultur und Bildung des Landtages gesondert nochmals zu einer Anhörung eingeladen und konnten umfangreich Ihren Standpunkt und Ihre Argumente darstellen. Es kam aber zu keiner Änderung, durch den Ausschuss wurde der Kabinettsbeschluss einstimmig bestätigt.
Entsprechend gab es im Januar 2009 einen Kabinettsbeschluss, der besagt, dass die Stiftung Ettersberg die Trägerschaft über die Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße übernehmen soll.
Die Einbindung der ehemaligen Inhaftierten als Zeitzeugen wird sowohl von der Expertenkommision als auch von der Stiftung Ettersberg ausdrücklich befürwortet, sie sollen im zu bildenden Beirat mitarbeiten sowie ihre Kompetenz bei der Durchführung der Bildungsarbeit und den Führungen in der Gedenkstätte in einem „erfahrungsgeschichtlichen Forum“ wie bisher einbringen. Dazu war ein Kooperationsvertrag mit „Freiheit e.V.“ vorgesehen.
Eine Reduzierung des Begriffes „Zeitzeugen“ auf diese Gruppe der ehemaligen Inhaftierten ist unsachgemäß, insbesondere Akteure der friedlichen Revolution sind ebenso wichtige Zeitzeugen.
Bestandteil der Empfehlungen der Expertenkomission war die Einrichtung eines "Thüringer Geschichtsverbundes zur Aufarbeitung der SED-Diktatur", seit dessen Gründung 2009 arbeiten wir dort mit. Er soll den im Lande tätigen Aufarbeitungsinitiativen und -einrichtungen, Gedenkstätten und Grenzmuseen ein Forum der Zusammenarbeit bieten, unter dem sowohl die wissenschaftliche Profilierung als auch die Professionalisierung der museologischen und geschichtsdidaktischen Arbeit angestrebt werden. Der Geschichtsverbund soll der Gewinnung von Synergien dienen und eine länderübergreifende Vernetzung erleichtern.
Am 11. Juni 2009 fand die erste konstituierende Sitzung im Landtag statt.
Nach dem Kabinettsbeschluss gingen die Landesbeauftragte und der "Freiheit e.V." am 23. 1. 2009 mit Pressemitteilungen und Leserbriefen an die Öffentlichkeit, in denen u.a. von „Enteignung der Zeitzeugen, Abspeisung der Zeitzeugen mit einer untergeordneten Nebenrolle, Nichtkompetenz der Stiftung Ettersberg und Zerschlagung der Gedenkstätte Andreasstraße“ die Rede ist. In dem Artikel wird der Eindruck vermittelt, „Freiheit e.V.“ wäre seit vier Jahren „Gedenkstättenbetreiber“, mit dem Beschluss würde die „Gedenkstätte zerschlagen“. Damit wurde in einer nicht sachgerechten Weise die Rolle des Vereins „Freiheit e.V.“, vieler seiner Mitglieder und anderer Akteure, die sich für die Gedenkstätte eingesetzt haben, verzerrt und bis heute falsch dargestellt.
Die vorgesehene Kooperation der Stiftung Ettersberg mit „Freiheit e.V.“ kam nicht zustande, weil dieser auf der alleinigen Trägerschaft bestand, unterstützt durch die Landesbeauftragte. Deshalb wurde als Alternative die Errichtung einer unselbständigen „Thüringer Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur“ betrieben.
Am 27. Juli 2009 wurde per Erlass der Landesregierung die Stiftung "Gedenken – Erinnern – Lernen. Thüringer Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur“ gegründet. Damit wird die Gedenkstättenlandschaft in Thüringen nachhaltig weiterentwickelt. Die Stiftung wird auch die Trägerschaft über den "Gedenkort und Bildungsstätte" mit der Aufgabe der politischen Bildung und Demokratieerziehung inder ehemaligen Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) in der Erfurter Andreasstraße übernehmen:
"Die Landesregierung beabsichtigt, eine zukunftsfähige Struktur für die Gedenkstättenlandschaft zur Aufarbeitung der SED-Diktatur zu schaffen, indem eine selbstständige Stiftung die Zusammenarbeit und Vernetzung der Grenzmuseen und Aufarbeitungsinitiativen und –einrichtungen in Thüringen befördert. Damit soll auch die Verantwortung für die Trägerschaft des Gedenkortes und der Bildungsstätte Andreasstraße Erfurt verbunden werden. Die Stiftung soll künftig auch die Landesmittel zur Förderung für Grenzmuseen und Aufarbeitungsinitiativen auf Basis objektiver Förderkriterien ausreichen.
In Vorbereitung der Gründung einer selbstständigen Stiftung soll im Geschäftsbereich des Thüringer Kultusministeriums eine unselbstständige Stiftung des öffentlichen Rechts eingerichtet werden."
Obwohl wir die Trägerschaft durch die Stiftung Ettersberg als den besseren Weg gesehen haben, unterstützen wir diese neue Stiftung als Möglichkeit, den Weg frei zu machen für ein Konzept, dass durch die Verknüpfung von Gedenken, Erinnern und Lernen die Andreasstraße zu einem nachhaltigen Lernort zur Demokratieerziehung werden lässt.
Zugleich war damit die Verengung auf eine „MfS-Haftgedenkstätte“ vom Tisch, die „Freiheit e.V.“ und die Thüringer Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen favorisiert hatten.
Nach der Gründung der Stiftung wurden alle Mitglieder der Geschichtsverbundes gebeten, Vorschläge für den wissenschaftlichen Beirat und das Kuratorium zu unterbreiten, die durch im Erlass gesetzten den Stiftungsrat berufen werden. Wir sind der Auffassung, dass die mit der Aufarbeitung der SED-Diktatur in Thüringen befassten Einrichtungen und Initiativen im Kuratorium vertreten sein sollten.
Mit Beginn des neuen Jahres 2010 kam es zur "Besetzung" des Gebäudes durch einige Mitglieder des "Freiheit e.V.", einer der Besetzer begann einen Hungerstreik, um der Forderung nach Trägerschaft unbedingten Nachdruck zu verleihen. Die Reaktionen waren sehr unterschiedlich, nach anfänglicher Zustimmung in verschiedenen Presseartikeln und von Personen und Institutionen mehrten sich die Stimmen, die diese Aktion als unangemessen und nicht sachdienlich kritisierten.
Wir haben uns von Anfang an davon distanziert und zur Rückkehr zu kooperativen Zusammenarbeit aufgerufen, zumal sich die seitens "Freiheit e.V." vorgelegten Forderungen, insbesondere die nach alleiniger Tägerschaft, als unannehmbar erwiesen. Zugleich wurde massiv Kritik an der Rolle der Thüringer Landesbeauftragten für die Stasiunterlagen, Frau Hildigund Neubert laut. Durch die Verhandlungen des neuen Staatssekretärs im Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, Dr. Deufel wurde im Februar 2010 eine Annäherung erreicht und die Besetzung für beendet erklärt.
In der Folge gründete sich im Oktober 2010 ein neuer Verein aus ehemaligen Mitgliedern von "Freiheit e.V." und anderen: AufRecht e.V.
Am 18. 3. wurde in einem Gespräch von den Vorständen des "Freiheit e.V." und der "Gesellschaft für Zeitgeschichte" u.a. die Vorstellungen, in denen "ungeachtet bestehender Unterschiede und entgegen anderslautender Behauptungen schon seit Beginn des Einsatzes für die Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße Erfurt Einigkeit" bestehen, die Ergebnisse wurden in einer gemeinsamen Erklärung veröffentlicht:
„In der Bildungs- und Gedenkstätte Andreasstraße Erfurt sollen Zeitzeugen unter Wahrung ihrer jeweils individuellen Erfahrungen in der konzeptionellen Erarbeitung, den Ausstellungen, der Bildungsarbeit und im Dialog mit wissenschaftlicher Arbeit beteiligt sein. Zeitzeugen sind Opfer und Akteure der Überwindung der SED-Diktatur ebenso wie die Menschen. die die Folgen der SED-Diktatur im Alltag ertragen mussten; Widerstand und Opposition und Haft müssen sich wiederspiegeln.“
Am Freitag 26. 3. 2010 haben "Freiheit e.V.", die Erfurter Gruppe der "Vereinigung der Opfer des Stalinismus" und die "Gesellschaft für Zeitgeschichte" jeweils eine annähernd gleichlautende Vereinbarung über die Mitarbeit in der Bildungs- und Gedenkstätte Andreasstraße Erfurt mit dem Thüringer Bildungs- und Kultusministerium unterzeichnet.
Darin ist u.a. festgelegt, dass mit den drei oben genannten ein Beirat gebildet wird, eine Findungskomission für den künftigen Leiter und eine Arbeitsgruppe zur Entwicklung des Grundkonzeptes unter Beteiligung der oben genannnten demnächsteinberufen und diese an den Bauberatungen beteiligt werden. Weiterhin sind Regelungen für die künftige Mitarbeit enthalten.
Der in der Vereinbarung festgelegte Beirat mit den drei oben genannten Vereinen hat sich am 4. Juni 2010 konstituiert. Als Vorsitzender wurde Herr Heise vom Freiheit e.V. gewählt, es wurde vereinbart dass der Vorsitz jährlich wechseln soll. Die "gemeinsame Erklärung" wurde als Basis für die inhaltliche Arbeit von auch von der VOS angenommen.
Von uns als Gesellschaft für Zeitgeschichte wurden in den vergangenen Wochen kurz zusammengefasste konzeptionelle Überlegungen vorgelegt, die in die Erarbeitung der Konzeption mit einfließen werden.
Ende Mai begann die Historiker-Komission zur Erarbeitung einer "Landesförderkonzeption für Gedenkstätten und Lernorte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Thüringen" mit ihrer Arbeit.
Am 1. Juni begann die Arbeitsgruppe zur Entwicklung des Grundkonzeptes der Bildungs- und Gedenstätte Andreasstraße Erfurt zu arbeiten, an der auch alle drei Vereine beteiligt sind. Sie hat bis Ende Juli die Grundlinen der Konzeption erarbeitet und die Kriterien für die Beauftragung zur weiteren Erarbeitung der Konzeption festgelegt.
Am 17. Juni startete mit einem kleinen Festakt offiziell der Baubeginn, nachdem in den ergangenen Wochen bereits vorbereitende Arbeiten durchgeführt wurden, die eigentlichen Bauarbeiten begannen am 1. Juli.
Mit dem 1. Oktober wurde die Ausstellungsgestalterin und Soziologin Stefanie Wahl als eine bekannte und erfahrene Wissenschaftlerin und Ausstellungsgestalterin mit der weiteren Erarbeitung der Konzeption beauftragt.
Parallel dazu und ohne Absprache mit der Arbeitsgruppe und im Beirat beginnt „Freiheit e.V.“ 29. Juni 2010 mit der Erarbeitung eines eigenen Konzepts, die Ergebnisse von 4 Workshops werden am 21. Oktober öffentlich vorgestellt.
Die Konzeptarbeitsgruppe befasst sich am 3. 12. 2010 auch mit dem Alternativ-Konzept und bildet eine Projektgruppe, die ein gemeinsames Konzept vorlegen soll. Die Arbeitsgruppe will bis Ende Februar 2011 alle Vorschläge zu einem Gesamtkonzept zusammenfügen, dieses soll zum Monatsende vorliegen.
Ab dem 3. Februar 2011 üben Freiheit e.V., VOS und die Landesbeauftragte scharfe Kritik an dem Konzeptentwurf von Frau Wahl als „DDR-Museum auf kleinstem Raum“ und "Gemischtwarenladen", der die „Zeitzeugen marginalisiert“ und „Opferverbände ausgegrenzt“ . Sie fordern stattdessen die Umsetzung ihres parallel erstellten eigenen Konzepts, das die Haft der Stasiopfer und das Gedenken an diese in den Mittelpunkt stellt. Freiheit e.V. hatte bereits in Schreiben vom 17. bzw. 24. 1. 2011 seine Mitarbeit unter diesen Bedingungen für beendet erklärt.
Wir müssen allerdings feststellen, dass seitens Freiheit e.V. und der TLStU die öffentlichen Auseinandersetzungen weniger von sachlichen Argumenten, als von Unterstellungen, Diffamierungen und Falschaussagen bestimmt sind. Tatsächlich wurde damit die Basis der "Gemeinsamen Erklärung" verlassen.
Am 61.2.11 legte die Historiker-Kommission Empfehlungen für eine „Landesförderkonzeption für Gedenkstätten und Lernorte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur“ vor:
Die Andreasstraße eignet sich in besondere Weise dafür, die Geschichte der SED-Diktatur und ihrer Überwindung in Thüringen unter besonderer Berücksichtigung der Andreasstraße als MfS-Haftanstalt darzustellen. Geeignet dafür wäre die Verknüpfung mit einer Dauerausstellung zur Geschichte der SED-Diktatur und ihrer Überwindung in Thüringen in Verbindung mit einem „Erfahrungsgeschichtlichem Forum“, das der Vermittlung unmittelbarer Erfahrungen insbesondere politischer Häftlinge bzw. von Opponenten gegen die SED-Diktatur dient.
Um den Gedenk- und Lernort Andreasstraße auf hohem fachlichen Niveau dauerhaft abzusichern, empfiehlt die Kommission die institutionelle Förderung und eine institutionelle Verbindung mit der Stiftung Ettersberg.
Am 4. März 2011 tagte wieder die Arbeitsgruppe zu der Konzeption. Zahlreiche Vorschläge, u.a. aus dem Konzept von Freiheit e.V. und von der Landesbeauftragten sind in das im Auftrag der Arbeitsgruppe von Frau Wahl erarbeitete Konzept eingeflossen. Freiheit e.V. und VOS teilen vorher mit, dass sie nicht zu der Sitzung kommen. Das Ergebnis wurde als Ausgangsbasis für die weitere detaillierte Erarbeitung bestätigt.
Der Stiftungsrat der Stiftung „Gedenken-Erinnern-Lernen“ hat in seiner Sitzung am 15.06.2011 der von einer Arbeitsgruppe vorgelegten Rahmenkonzeption für die Ausstellungsgestaltung in der Erfurter Andreasstraße mit nur einer Gegenstimme zugestimmt.
Die Gesellschaft für Zeitgeschichte hat mit ihrer Stellungnahme vom 31. 5. 2011 die Konzeption befürwortet.
Die Landesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen lehnt das Konzept nach wie vor ab. TA-Interview vom 14.6.11
Der Verein "Freiheit e.V." hat sich seit März 2011 nicht mehr an der Erarbeitung beteiligt und seine weitere Mitarbeit bei der Jahreshauptversammlung am 14. 5. 11 an Bedingungen geknüpft.
Bedauerlich ist dabei, dass die im März 2010 gemeinsam formulierte "Gemeinsame Vereinbarung" endgültig und im Kern verlassen wurde.
Die Erfurter Bezirksgruppe der VOS Vereinigung der Opfer des Stalinismus e.V. stimmte nach einer Mitgliederversammlung am 23.05.2011 unter Beteiligung des Bundesvorsitzenden und des stellvertretenden Bundesvorsitzenden ebenfalls zu. Daraufhin kam es zu Kontroversen mit der Landesbeauftragten und später mit dem Vorsitzenden von Freiheit e.V..
Am 26.10.2010 gründet sich der Verein AufRecht e.V., der sich auch beteiligen wird.
Am 14. Juli 2011 wurde in einer öffentlichen Präsentation die Konzeption durch das Kultusministerium vorgestellt. Zahlreiche Interessierte sicherten ihre Mitarbeit als Zeitzeugen zu.
Im September 2011 wird die Erarbeitung eines Detailkonzeptes der Ausstellung und die Stelle eines/r Leiters/Leiterin Aufbaustab der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße Erfurt ausgeschrieben. Die Detailkonzeption soll wieder unter Beteiligung von Zeitzeugen erarbeitet werden.
Nach der öffentlichen Ausschreibung schlug im November 2011 eine Findungskommission als Leiter für den Aufbau der Gedenk- und Bildungsstätte den Berliner Historiker und Publizisten Dr. Jochen Voit einstimmig vor. An der Findungskommission waren beteiligt: Frau Kaminski, Stiftung Aufarbeitung, Herr Eckart, Zeitgeschichtliches Forum Leipzig, Herr Veen, Stiftung Ettersberg, Herr Lange, Freiheit e.V., Herr Voigt, VOS und Dirk Adams, Gesellschaft für Zeitgeschichte. Die Berufung wurde vom Stiftungsrat und dem Kultusministerium noch im November bestätigt.
Die Landesregierung hat 29. 11. 2011 die Zusammenlegung der Stiftung „Gedenken Erinnern Lernen“ mit der Stiftung Ettersberg beschlossen. Die neue Einrichtung wird den Namen „Stiftung Ettersberg Europäische Diktaturerforschung – Aufarbeitung der SED-Diktatur – Gedenkstätte Andreasstraße“ tragen.
Der Stiftungsbeirat der Stiftung Ettersberg beschloss am 15. Dezember 2011 mit mehr als der notwendigen Zweidrittelmehrheit eine Satzungsänderung, um den Zusammenschluss der Stiftung mit der Stiftung Gedenken, Erinnern, Lernen vollziehen und deren bisherige Aufgabe, die Trägerschaft für die Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße, übernehmen zu können.
Die neue Stiftung soll sowohl einen wissenschaftlichen Beirat als auch einen Beirat erhalten, der sich vorrangig mit Themen der Aufarbeitung beschäftige. Die Vorsitzenden beider Gremien werden gemeinsam mit Vertretern der Landesregierung und Landtagsabgeordneten den neuen elfköpfigen Stiftungsrat bilden.
Bei der Baustellen-Besichtigung in der Andreasstraße am 27. Januar 2012 nahmen teil: Mitglieder von der VOS, Freiheit e.V., Aufrecht e.V. und der Gesellschaft für Zeitgeschichte, Dr. Jochen Voit, Martina Jung und Anneke de Rudder vom Büro "ikon-ausstellungen", Prof. Dr. Hans-Joachim Veen und Michael Siegel von der Stiftung Ettersberg und Ralph Holeschovsky von der OFB-Projektentwicklngsgesellschaf
Am 1. Februar 2012 nahm der Leiter des Aufbaustabes, Herrn Dr. Jochen Voit, seine Arbeit auf, Martina Jung und Anneke de Rudder vom Büro "ikon-ausstellungen" übernahmen die Weiterarbeit an der Ausstellungskonzeption.
Bei dem zweiten öffentlichen Gesprächskreis für die Dauerausstellung in der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße am 14. Februar 2012,der vom Büro "ikon-Ausstellungen moderiert wird, nahmen wieder viele Interessierte teil.
Am 15. März 2012 und 5. Juni 2012 fanden weitere öffentliche Gesprächskreise für die Dauerausstellung in der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße statt. Mit dabei waren Mitglieder des Freiheit e.V., AufRecht e.V., der VOS, der Gesellschaft für Zeitgeschichte und weitere Interessierte.
Die Mehrheit der Mitglieder von Freiheit e.V. hat sich für eine weitere Mitarbeit entschieden. Joachim Heise, vormals 1. Vorsitzender, trat im März 2012 aus dem Verein aus. Rainer Schneider, bislang 3. Vorsitzender, amtiert - auf Wunschg des Vorstandes - seit Mai als geschäftsführender Vorsitzender.
Wie der Verein auf seiner neu gestalteten Webseite im August 2012 erklärt, "respektiert" er die "Beschlüsse von Landtag und Kabinett zu seiner Mitwirkungsbefugnis an der Gedenkstätte" und "arbeitet mit Partnern dieses Konsenses zusammen".
Nachdem die unselbständige Stiftung „Gedenken, Erinnern, Lernen“ bei ihrer letzten Sitzung im Juni 2012 de r Überleitung in die Stiftung Ettersberg zugestimmt hat, ist die Trägerschaft für die künftige Bildungs- und Gedenkstätte in der ehemaligen Stasi-U-Haft Andreasstraße Erfurt mit der Veröffentlichung im Staatsanzeiger Thüringens rechtskräftig. In derselben Sitzung wurde auch das Konzept vom Büro "ikon-ausstellungen" bestätigt.
Der Stiftungsrates der erweiterten "Stiftung Ettersberg" konstituiert sich am 16. 6. 2012, damit ist die Trägerschaft der "Stiftung Ettersberg" für die künftige Bildungs- und Gedenkstätte in der ehemaligen Stasi-U-Haft Andreasstraße Erfurt rechtsgültig.
Nach der Bauabnahme durch das Thüringer Kultusministerium werden die Räume Ende September 2012 der Stiftung Ettersberg zur Nutzung übergeben.
In einem Gespräch der drei Vereine mit der Leitung der Bildungs- und Gedenkstätte am 18. 10. 2012 wird die Gestaltung des ehemaligen Freihofes beraten, die am 15. 11. in einem weiteren Gesprächskreis in der Öffentlichkeit diskutiert wird.
Am 3. 12. 2012 wird das sanierte Gebäude mit der erhaltenen Haftetage als "Bildungs- und Gedenkstätte" – vorerst noch ohne Dauerausstellung – mit einer "Woche der offenen Tür" eröffnet. mehr dazu
Ein halbes Jahr später, am 17. 6. 2013 wird der nördliche Freiganghof mit einer Nachempfindung der früher dort befindlichen Freigangzellen, die von den Häftlingen "Tigerkäfige" genannt wurden, als Gedenkort eröffnet. In jeder der Freigangzellen konnte eine Person für 30 Minuten den täglich vorgeschriebenen Aufenthalt an frischer Luft absolvieren, ein Gespräch mit anderen war so nmöglich. Insbesondere bei den politischen Inhaftierten wurde so jeder Kontakt zu anderen unterbunden.
Ein Jahr später wird nach intensiver Arbeit wird am 4. 12. 2013 die Dauerausstellung »HAFT, DIKTATUR, REVOLUTION: Thüringen 1949-1989« feierlich eröffnet.
Die ehemalige Stasi-U-Haft ist als Gedenk- und Bildungsstätte für alle regelmäßig zugänglich.
Zwei Beiträge von MDR-Info
ausführlicher Beitrag vom Januar 2012 5 min mp3 4,7MB mehr
Kurzbeitrag vom 17 1. 12 3 min mp3 2,9MB mehr
Die Lage (im Zentrum der Landeshauptstadt Erfurt) und die Geschichte (MfS-U-Haft, MfS-Bezirksverwaltung im angrenzenden Gebäude und die Besetzung der Bezirksverwaltung als erste am Morgen des 4. 12. 1989 sowie die nachfolgende Nutzung der U-Haft als Lager für die MfS-Akten) des Gebäudes in der Andreasstraße forderten dazu heraus, hier einen herausragenden Ort der Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur in Thüringen entstehen zu lassen, der darüber hinaus der zentralen Aufgabe der Demokratieerziehung verpflichtet ist. Die Bildungs- und Gedenkstätte ist zum einen Ort des Gedenkens an die Leiden und die Opfer der SED-Diktatur, sie ist aber ebenso Ort des Erinnerns ihrer Überwindung in der friedlichen Revolution 1989/90.
Mit der im Februar 2010 formulierten "Gemeinsamen Erklärung" von Freiheit e.V., VOS und GfZ, den Vereinbarungen und den gemeinsam beschlossenen Grundlinien der Ausstellung wurde eine Basis für eine gute Zusammenarbeit gelegt. Nach langwierigen, teils auch inakzepteblen Auseinandersetzungen war mit der einvernehmlichen Benennung eines Aufbauleiters, der Erklärung des neuen Vorstandes von Freiheit e.V. zur Zusammenarbeit und der gemeinsam gefeierten Eröffnung der Weg für eine inhaltiche Gestaltung des Dreiklanges von Gedenken, Erinnern und Lernen der Dauerausstellung in der Bildungs- und Gedenkstätte frei.
Fotos M. Sengewald
Die Visualisierung des sanierten Baus wurde uns freundlicherweise von der OFB-Projektentwicklungsgesellschaft zur Verfügung gestellt.