Gesellschaft für Zeitgeschichte e.V.
31. 5. 2011

Stellungnahme zur Konzeption

Die Konzeption hat im Laufe der Arbeit deutlich an Qualität gewonnen. Der von uns insbesondere eingebrachten Aspekte von Opposition und Widerstand sowie der friedlichen Revolution und Überwindung der SED-Diktatur ist konstitutioneller Bestandteil.

Insbesondere sind die Bereiche Gedenken – Erinnern – Lernen in ihrer Verknüpfung deutlicher geworden:

„Die zu erwartende Wechselwirkung zwischen der Ausstellung und der Gedenk‐ und Bildungsarbeit ist konstitutiver Teil dieser Konzeption. Von besonderer Wichtigkeit scheint diese prinzipielle Offenheit auch vor dem Hintergrund, dass der gesamte Gedenk‐ und Lernort in Struktur und Personal, Inhalt und Betrieb neu aufgebaut wird. Darin liegen besondere Chancen…“

Der Bildungsarbeit ist ein eigenes Kapitel gewidmet (S. 13ff), das wir in seinen Aussagen ausdrücklich begrüßen: 6. Bildungsarbeit am authentischen Lernort

Dennoch sind die Aussagen dazu naturgemäß äußerst begrenzt. Wir erhalten deshalb unseren Vorschlag der unverzüglichen Erarbeitung einer Bildungskonzeption aufrecht, den wir zur Sitzung der AG Konzeption am 4. 3. 2011 einbrachten (Anlage 1). Um die Bildungsarbeit in dem hier genannten Sinne realisieren zu können, ist es notwendig, die weitere Erarbeitung der Ausstellung und die Bildungsarbeit bereits jetzt unmittelbar miteinander zu verschränken.

 

Die Gliederung der Dramaturgie der Ausstellung in die drei „Zugänge“ ermöglicht u.E. eine sinnvolle Zuordnung - auch wenn der dritte „Zugang“ mit insgesamt ca. 75m² recht wenig ist - zu den Etagen, die wir im Vorfeld (in etwas anderer Form) angeregt hatten:

„1. Unterdrückung und Freiheit in der historischen Kontextualisierung der SED‐Diktatur (1. OG),

2. Unterdrückung in der ortsgebundenen Geschichte der U‐Haft (2. OG) und

3. Freiheit in ihrer konkreten Erlangung in der Friedlichen Revolution und bei der Besetzung am 4. Dezember 1989 (EG).

Diese drei thematisch perspektivischen Zugänge können innerhalb der Ausstellung auf den drei Etagen des Gedenk‐ und Lernortes entwickelt werden.“

 

Diese Gliederung legt es nahe, sich den Ort und die Ausstellung auf zwei Wegen zu erschließen:

-       Zum einen „von oben“ mit Beginn in der ehemaligen Haftetage, gff. mit eine Führung durch Zeitzeugen der Haft über die Dauerausstellung bis zum Erdgeschoß und

-       Zum anderen „von unten“ mit Beginn in der Ausstellung im Erdgeschoss über die Dauerausstellung in die Haftetage

Beide Wege müssen gleichberechtigt als Möglichkeit dem Besucher überlassen werden, ggf. auch in individueller Auswahl oder mit Beginn im 1. OG. Hier dem Besucher einen Weg aufzuzwingen widerspricht dem Geist der Freiheit, den der Gedenk- und Lernort ja innewohnen soll. Dies ist ein weiterer Grund für die folgende Grundentscheidung, die wir ausdrücklich begrüßen:

„Die Besucherstruktur und die zentrale Lage in der Stadt legen deshalb nahe, dass im Gedenk- und Lernort Andreasstraße eine selbsterklärende Ausstellung entwickelt wird. Die Ausstellung muss für Besucher auch ohne zusätzliche Führung rezipierbar sein. Diesem Anspruch entsprechend sollten die Ausstellungstexte und der Audioguide entwickelt werden.“

 

Auch der vorgeschlagene „Dokumentationsort“ (S. 81) kommt dem entgegen und sollte in das zu erarbeitende Bildungskonzept einbezogen werden.