Als Ende 2003 die Bemühungen um die Verhinderung des Abrisses und die Einrichtung einer Gedenkstätte in der der ehemaliegen Stuasi-U-Haft konkret wurden, entstand die Idee einer künstlerisch gestalteten Ausstellung in den Räumen. Daraus eintwickelte sich eine fast halbjährige Öffnung vom 15. 6. bis 15. 9. 2005 mit dem Titel „EINSCHLUSS“. Diese erste Ausstellung unter Träger­schaft der „Gesellschaft für Zeitgeschichte“ und sehr hohem Engagement des Projektleiters Herrn May sowie der Landesbeauf­tragten und ihrer Mitarbeiter/innen erreichte und sensibilisierte die Öffentlichkeit und die Politik für das Vorhaben einer Gedenkstätte.

Während der Ausstellungszeit kamen auch viele Personen, die selbst dort aus politischen Gründen inhaftiert gewesen waren, zunehmend entwickelte sich eine Beteiligung einzelner Personen an dem Projekt. In der Folge kam es zu weiterführenden Treffen ehemaliger politischer Inhaftierter, organisiert durch die Landesbeauftragte und ihre Mitarbeiter/innen. Erstmals konnten ehemalige Inhaftierte des MfS in Erfurt ihrem erlittenen Unrecht eine Stimme geben. Diese Treffen mündeten 2007 in der Gründung des Vereins „Freiheit e.V.“.

Die zweite Ausstellung „Einschluss II“ vom 15. 6. bis 15. 9. 2006 war ein Kooperations­projekt mit der Landesbeauftragten als Gesamtkoordinator und –orga­nisator sowie Veran­stalter von Führungen, mit der „Gesellschaft für Zeitgeschichte“ insbesondere für die technisch-organisatorische Absicherung im Gebäude und mit „Radio F.R.E.I.“ als Projektträger und medialer Partner für das Konzept „Gefangenschaft hören“. In der Vorbereitung wurde darauf Wert gelegt, ehemalige politisch Inhaftierte als Zeitzeugen zu Wort kommen zu lassen, insbesondere durch den Aufbau und der Verwendung von Hördateien mit Interviews. Zunehmend beteiligten sich wieder ehemalige politisch Inhaftierte aktiv an dem Projekt, insbesondere bei Führungen.

In derselben Weise wurde 2007 das Projekt „Einschluss III“ durchgeführt.

Seit 2006 wurde durch das Büro der Landesbeauftragten das Angebot von Führungen unter Mitwirkung von ehemaligen politisch Inhaftierten außerhalb dieser Zeit entwickelt und auch vielfach in Anspruch genommen.

2008 und 2009 wurde im selben Zeitraum wie in den Jahren zuvor die Form der Öffnung des Gebäudes und der Durchführung von Führungen und Veranstaltungen wieder mit gesondert gestalteter Ausstellung durch „Freiheit e.V.“ in Kooperation mit der Landesbeauftragten weitergeführt.

EINSCHLUSS

EINSCHLUSS -
Ein Ausstellungsprojekt im ehemaligen Gefängnis Andreasstraße Erfurt, Sommer 2005

Das Projekt will Erinnern ermöglichen und provozieren.

An einem Ort, der wie kein anderer in Erfurt für die Schrecken der DDR-Diktatur steht und der gleichwohl durch Vergessen und physisches Verschwinden bedroht ist, soll Erinnerung an das individuelle Leiden der Menschen ermöglicht werden, die in diesem Gebäude drangsaliert wurden.

So wie der Gefängnisbau in der Erfurter Andreasstraße vom drohenden Abriss erscheint das Schicksal dieser Menschen von Gleichgültigkeit und Nicht-Wahrnehmung bedrängt

Der Titel „Einschluss“ eröffnet vielfältige Assoziationsebenen. Es ist der dem Knast-Jargon zugehörende Begriff, mit dem sich das Zufallen der Türen und das Schlagen der Riegel verbindet ebenso wie z.B. das Wort für die Insekten im Bernstein, die für das Wahrnehmen einer filigranen Kostbarkeit allerdings als Resultat einer zurückliegenden Tragödie steht.

Das Projekt ist geleitet vom Respekt vor dem Leiden der Opfer politischer Verfolgung in der DDR und vor der Würde eines herausgehobenen und beispielhaften Ortes, der dieser Verfolgung diente.

Es folgt der Überzeugung, dass Erinnerung an diesen Teil der deutschen – und europäischen – Geschichte unverzichtbar für Gegenwart und Zukunft Europas ist, dass nur die Gegenwart, die sich den unverstellten und ungetrübten Blick zurück leistet, befähigt ist, Wiederholungen und Rückfälle zu vermeiden.