Pfarrer Karl Metzner erhält den „Jochen-Bock-Preis“ der Stadt Erfurt

In einer Feierstunde im Gedenkort Topf & Söhne am 25. 1. 2014 erhielt er ihn zusammen mit der Auschwitz-Überlebenden Eva Pustzai und dem früheren Vorsitzenden der jüdischen Landesgemeinde, Wolfgang Nossen.


1943 hatte Karl Metzner gemeinsam mit vier Schulkameraden in Erfurt Flugblätter verteilt. Günter Bergmann, Jochen Bock, Helmut Emmerich, Karl Metzner und Joachim Nerke waren damals 15 oder 16 Jahre alt. Die Jugendlichen hörten illegal die Aufrufe des Nationalkomitees Freies Deutschland im Radio Moskau und verbreiteten deren Forderung auf selbst hergestellten Flugblättern: 1.) Frieden! 2.) Freiheit! 3.) Brot! 4.) Ende des Hitler-Blutterrors! 5.) Sofortiges Ende des ›totalen Krieges‹ …! Die fünf Schüler wurden verhaftet und waren bis zu ihrer Verurteilung im Gefängnis in der Erfurter Andreasstraße eingesperrt. Bock galt als "Rädelsführer" und wurde erst mit Kriegsende 1945 aus der Haft entlassen. Er starb zwei Jahre später an Tuberkulose.

„Karl Metzner blieb auch nach seiner Haftzeit als politischer Gefangener im Nationalsozialismus ein couragierter, unermüdlicher und immer wieder aneckender Streiter für Frieden, globale Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung.“ Mit diesen Worten wird die Verleihung in der Urkunde begründet. Altpropst Dr. Heino Falcke erinnerte in seiner Laudatio daran, dass Karl Metzner sich in vielen Gruppen, Vereinen, Arbeitsgemeinschaften und Initiativen engagierte. Es waren teilweise sehr verschiedene Gruppierungen mit sehr unterschiedlichem Profil, und sie waren sich untereinander auch nicht immer grün. „Ich habe mich oft gefragt: Wie bringt er das alles zusammen? Aber ich wusste: Er bleibt immer er selbst. Er bleibt bei seiner Sache. Er lässt sich nicht instrumentalisieren. Wo er auch ist, er bleibt Karl Metzner, er hält seinen Kurs, er identifiziert sich nur mit dem, was er verantworten kann und will. Das ist seine Geradlinigkeit. So aber hat er auch Gräben übersprungen und überbrückt, die in Gesellschaft und Kirche aufgebrochen waren.“

So blieb Karl Metzner Mitglied in der Christlichen Friedenskonferenz, auch als sie sich immer mehr mit der Politik der DDR identifizierte. Zugleich unterstütze er die unabhängige Friedensbewegung und ist bis heute immer wieder mit deren Symbol „Schwerter zu Pflugscharen“ am Jackenärmel zu sehen. Er war in der DDR anerkannter „Verfolgter des Naziregimes“ zusammen mit vielen SED-Genossen, was ihn nicht davon abhielt, die politischen Zustände in der DDR grundsätzlich zu kritisieren. Man kann ihn bis heute immer wieder donnerstags zum Friedensgebet in der Erfurter Lorenzkirche treffen.

 

 

 

Der Förderkreis Erinnerungsort Topf & Söhne will mit dem erstmals vergebenen Preis an diesem Ort der Mittäterschaft Menschen ehren, „die die „Bürgerpflicht zum Neinsagen“ (Fritz Bauer) gegen Antisemitismus, Antiziganismus und jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in ermutigender Weise wahrgenommen haben.“

Im Bild rechts die Geehrten und die Laudatoren in der Feierstunde (v.l.n.r.): Joachim Nerke, Karl Metzner, Begleitung von Eva Pustzai, Eva Pustzai, Wolfgang Nossen, seine Frau, Dr. Heino Falcke (Laudator von K. Metzner), Reinhard Schramm (Vorsitzender der jüdischen Landesgemeinde), Dr. Annegret Schüle (Laudatorin E. Pustzai und Leiterin Gedenkort Top& Söhne), Elfriede Begrich (Laudatorin W. Nossen).