Die ersten Friedensgebete in der Nikolaikirche

eine detaillierte Information von Christian Führer

Ich bin mit meiner Familie am 5. November 1980 in die Pfarrwohnung Nikolaikirchhof 3 eingezogen. Mein Dienstbeginn war Montag, der 13. Oktober 1980.
A)
1. Am Herbstbußtag, 19. XI. 1980, hielt ich eine "Friedensminute" von 13.00 bis
13.15 h in der Nordkapelle, an der 48 Studenten der ESG mit Studentenpfarrer
Ziebarth, der den Abschluss übernahm, teilnahmen.

2. 1981 bekam das Pfarramt Materialien zur Friedensdekade 1981 vom
Landesjugendpfarramt Dresden (Landesjugendpfarrer Harald Bretschneider)
zugeschickt. So war die Grundlage gegeben, die Friedensdekade einzuführen,
vom 8.XI. bis zum 18.XI. 1981.

3. Vom 8.XI bis zum 17.XI. hielt ich täglich nach der Ordnung des Friedensdekadefaltblatts um 17.45h - 18.00 h (Abendläuten) ein Friedensgebet
im Altarraum der Nikolaikirche. Nur an den beiden Sonntagen, 8. und 15.XI., fand das Friedensgebet wegen des katholischen Gottesdienstes in der Katechetenkapelle (heute Johanniskapelle, Sakristei) statt, Zugang über Eingang D. Über die Teilnehmerzahl habe ich nichts notiert.

4. Am Herbstbußtag, dem 18. November, gab es beim Mittagsläuten um 12 h die
Friedensminute (der Bußtag war kein staatlich anerkannter Feiertag).
Um 19.30 h gestalteten Stadtjugendpfarrer Wolfgang Gröger und ich einen
"Jugendgottesdienst mit Gemeinde" als Bittgottesdienst für den Frieden.
Er war mit etwa 800 Personen erstaunlich gut besucht.
Daran anschließend fand die beeindruckende Kreuz- und Kerzenmeditation im
Altarraum statt, an der sich etwa 130 Jugendliche mit bewegenden Zeugnissen der Betroffenheit beteiligten.
Weil mich dieses Geschehen sehr stark berührt hat, habe ich in den
Kirchenführungen und Darstellungen diesen Teil des Bußtagsabends besonders,
ja ausschließlich hervorgehoben.
Sichtbares Zeichen dieses Abends ist das Holzkreuz (für diesen Abend eigens
hergestellt), das heute rechts neben dem Hochaltar als bleibende Erinnerung an diese ersten Friedensgebete in der Nikolaikirche, besonders an diesen
Herbstbußtagabend, steht.
Der heutige Nikolaiküster Matthias Müller war seit 1981 in der Jungen Gemeinde
St. Nikolai und hat an einigen dieser Friedensgebete teilgenommen.

5. Hinweisen möchte ich noch auf Friedensgebete 1978 in Erfurt (aussagefähig dazu
der ehemalige Jugendpfarrer Christian Trappe, heute Eisenach) und den Sozialen
Friedensdienst in Dresden durch Pfarrer Christoph Wonneberger, die wie wir
zunächst regional und eigenständig waren.
Impulsgeber und Anstoß für die Friedensgebete in der Nikolaikirche Leipzig war
ausschließlich die deutschlandweite Friedensdekade.

B)
1. Am 7. März 1982 wurde F. Magirius als 1. Pfarrer der Nikolaikirche und
Superintendent des Kirchenbezirks Leipzig Ost in der Nikolaikirche in sein Amt
eingeführt.

2. Am 1. April 1982 bin ich zum Vorsitzenden des Kirchenvorstandes gewählt
worden.

3. Jugendliche der Jungen Gemeinde Probstheida mit ihrem Diakon Günter
Johannsen, unterstützt vom Jugendwart der Thomaskirche, Hans-Joachim Döring, wandten sich persönlich an Superintendent F. Magirius und äußerten den Wunsch, sich auch außerhalb der Friedensdekaden zu engagieren und Friedensgebete durchzuführen.

4.In der Sitzung am 24. Mai 1982 wurde der Beschluss gefasst:
"Der Kirchenvorstand stellt die Kirche (=Nikolaikirche) während der Öffnungszeiten der Kirche für einzelne Jugendgruppen aus den Randgemeinden zu Gebetszeiten zur Verfügung."

5. Der Kirchenvorstand St. Nikolai - St. Johannis beschloss daraufhin, ihnen die
Nikolaikirche zu "Gebetszeiten" zur Verfügung zu stellen. Ein Beschluss mit
weitreichenden Folgen! .
So finden seit dem 20. September 1982 entsprechend dieses Beschlusses
die Friedensgebete wöchentlich montags um 17 h ohne Unterbrechung bis heute statt.
Das erste Friedensgebet außerhalb der Friedensdekade am 20.September 1982
wurde von der Jungen Gemeinde Probstheida mit Günter Johannsen durchgeführt.
Das Friedensgebet am Montag darauf, 27. September, wurde von Hans-Joachim
Döring mit der Jungen Gemeinde der Thomaskirche gestaltet.
Montag, 14. September 2009, Pfarrer em. C. Führer