Bei den Kommunalwahlen am 7. Mai 1989 war alles wie in den Jahren zuvor. Das Offizielle Wahlergebnis verkündete 99,9% Zustimmung zur Politik der SED.
Aber die Bürger ließen sich den offensichtlichen Wahlbetrug nicht mehr gefallen. Sie gingen zu den öffentlichen Auszählungen nach Schließung der Wahllokale, notierten die Ergebnisse, trugen sie in den Basisgruppen zusammen und verglichen sie mit den offiziellen Wahlergebnissen. Aber das System DDR war nicht mehr in der Lage, den Selbstbetrug zu verhindern: In mehreren Städten hatten die Bürgerrechtler (oft nur in einem Teil der Wahllokale) mehr NEIN-Stimmen gezählt, als in den Meldungen des nächsten Tages verkündet wurden. Der Wahlbetrug war bewiesen!
Auch in Erfurt wurde ausgezählt: 636 NEIN-Stimmen in einem Viertel der Wahllokale standen der Offiziellen Zahl von 413 NEIN-Stimmen in ganz Erfurt gegenüber.
Gemeinsam mit der Evangelischen Kirche protestierten die Bürgerrechtler gegen die Wahlfälschung. Die Evangelischen Pfarrer verfassten eine Eingabe, die als "Beleidigung und Diskriminierung der Mitglieder der Wahlvorstände" zurückgewiesen wurde. Daraufhin wurde die Eingabe und eine Erklärung zu der Antwort am nächten Sonntag in allen Erfurter Kirchen verlesen. Eine erste Flugblattaktion wurde durch einen IMB ("Schubert") verraten und durch die Stasi verhindert. Ein zweites Flugblatt machte den Betrug bekannt.
Ein Flugblatt in einer Auflage von 1500 Stück sollte über den Wahlbetrug informieren. Durch den Verrat eines IMB, der an der Herstellung beteiligt war, kam es nicht dazu: "Parteiinformation
über die Verhinderung einer geplanten Flugblattaktion feindlich-negativer Personen im Stadtgeiet der Bezirksstadt " download als PDF 270 kB (Quelle: BStU Berlin)