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29.10.2014 16:45 Alter: 6 yrs
Kategorie: Veranstaltungen

Wissenschaft im Kubus: Sprache und Selbstbehauptung

30. Oktober um 19 Uhr in der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße Erfurt: Wer die Sprache hat, hat die Macht. Vorträge und Podiumsdiskussionen ausgewiesener Experten, ein Vergleich von Sprache und Selbstbehauptung in der DDR und Weißrussland.


Wer die Sprache hat, hat die Macht. Eine Veranstaltung mit Vorträgen und Podiumsdiskussion ausgewiesener Experten am 30. Oktober um 19 Uhr in der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße Erfurt widmet sich in vergleichender Perspektive dem Thema Sprache und Selbstbehauptung in der DDR und Weißrussland.

Widerstand gegen Gewalt und revolutionäre Bestrebungen zeichnen sich durch einen neuen Sprachduktus aus. Die Germanistin Ulla Fix referiert über widerständiges, sich Freiräume schaffendes Sprechen im Herbst 1989 vor dem Hintergrund der Regeln des offiziellen Sprachgebrauchs in der DDR. Der Journalist und Autor Ingo Petz, der Weißrussland seit 20 Jahren regelmäßig bereist, beleuchtet anschließend die Rolle der weißrussischen Sprache, die aus ihrem Überlebenskampf und aus ihrem Willen zur Selbstbehauptung eine kulturelle Gegenelite hervorgebracht hat, die sich vom traditionellen, neosowjetischen Kulturmodell des mit eiserner Hand regierenden autoritären Staatspräsidenten Alexander Lukaschenko abzugrenzen versucht. Daran anknüpfend präsentiert die weißrussische  Kulturmanagerin und Übersetzerin Iryna Herasimovich  Texte aus der oft als „letzte Diktatur Europas“ bezeichneten weißrussischen Republik. In einem Abschlusspodium soll schließlich nach der Funktion von Sprache in autoritären Systemen gefragt werden. Moderiert wird der Abend von Manuel Leppert, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung Ettersberg, die  der vergleichenden Erforschung europäischer Diktaturen und der Aufarbeitung der SED-Diktatur gewidmet ist. Der Eintritt ist frei.

Die Veranstaltung ist ein Kooperationsprojekt des Erinnerungsortes Topf & Söhne mit der Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen und der Stiftung Ettersberg und steht in einer Reihe, die im letzten Jahr mit Veranstaltungen über „Das große Schweigen und seine Folgen“ den Umgang mit NS-Verbrechen und Krieg, die inneren Verhältnisse in der DDR und die Auseinandersetzung mit aktueller neonazistischer Gewalt thematisierte. Weil sich damals zeigte, wie wichtig es für eine lebendige Zivilgesellschaft ist, über das Schweigen und über Verschwiegenes ins Gespräch miteinander zu kommen, wird nun zum Thema gemacht, wie und worüber die Menschen sprechen und wie und worüber sie miteinander sprechen sollten. In Abwandlung des kulturellen Jahresthemas der Landeshauptstadt „Wie viele Worte braucht der Mensch?“ fragt die Veranstaltungsreihe: „Welche Worte (ge-)braucht der Mensch?“ Am 21. Oktober fand die Auftaktveranstaltung in dieser Reihe zum Thema „Sprache und Verantwortung" im Erinnerungsort Topf & Söhne statt.

 

30. Oktober 2014, 19 Uhr, Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße (Andreasstraße 37a), Erfurt

 

Programm

Offizielle und widerständige Sprache in der DDR (Prof. Dr. Ulla Fix, Germanistin)

Aufbruch durch Sprache und Musik. Kulturelle Gegenelite in Weißrussland (Ingo Petz, Journalist)

Texte aus Weißrussland (Iryna Herasimovich, Kulturmanagerin, Übersetzerin und Kuratorin)

Anschließend Podiumsgespräch

Moderation:  Manuel Leppert M.A. (Stiftung Ettersberg)