Wolfgang Leonhard hat sie alle überlebt, die ihn einmal indoktrinierten und sein selbständiges Denken schon im Ansatz unterbinden wollten, auch Gruppenführer Walter Ulbricht, dessen entlarvendsten Satz zur kommunistischen Zurichtung der Sowjetzone er dokumentierte: "Es soll demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben."
Der findet sich in Leonhards authentischem Klassiker "Die Revolution entlässt ihre Kinder", dem wichtigsten Buch neben Orwells Roman "1984", den Schriften Robert Havemanns und den Texten Wolf Biermanns für die Befreiung aus der nicht selbst verschuldeten Unmündigkeit in der DDR. In Jena und anderen Städten ging das Aufklärungswerk bei Strafe der Verhaftung heimlich von Hand zu Hand, tabuisierte Geschichte vermittelnd, die Schule und Eltern verschwiegen.
Und Wolfgang Leonhard mischte sich weiterhin ein, hätte sich, wäre er nicht schon längere Zeit schwer erkrankt gewesen, sicher zu Wort gemeldet gegen das Ansinnen der SPD, einem Vertreter der Partei Die Linke - wie es jetzt ausgerechnet in Thüringen droht - zur Macht als Ministerpräsident und Bundesratsvorsitzendem zu verhelfen.
In Nachrufen finden sich einige seiner erfahrungsgestützten Feststellungen, die Bestand haben werden.