http://euromaidanberlin.wordpress.com/2014/04/01/kgb-archives-in-ukraine-will-be-open-to-public/
Der Pfarrer der unmittelbar am Maidan gelegenen Deutschen Evangelischen Kirche in Kiew, Ralf Haska schrieb am 1.4.:
Meine Eindrücke heute: Ich bin heute nach dem Regen aber noch bei grau verhangenem Himmel über den Maidan und die Institutskastraße entlang gegangen. Ich finde es erstaunlich, wie viele Kiewer an einem normalen Arbeitstag unterwegs sind und Blumen niederlegen und Grablichter anzünden. Überall weiterhin Blumen und Lichter. Die Ikone, die Sie niedergestellt haben, steht noch da. Hinter der Stelle, an wir Blumen niederlegten und die Ikone nun steht, ist in Windeseile eine Holzkapelle gebaut worden. Sie ist bereits fertig und „arbeitet“. AM Wochenende habe ich dort einen Kollegen der Griechisch-Katholischen Kirche dort getroffen. Er ist anscheinend der Initiator der Kapelle. Er sagte mir, dass sie die Kapelle da aufgestellt haben, wo so viele Menschen gestorben sind. Und die Kiewer verlangten nach einer Möglichkeit für das Gebet und die Trauer an dieser Stelle. Und dann gab es wohl einen Sponsor… Wer das sei, hat er nicht beantwortet. Interessant ist jedoch, dass die Kapelle für alle Konfessionen offen sei. Sie soll nicht einer Konfession allein gehören. Hier setzt sich anscheinend noch ein Stück Revolutionsökumene fort. An dem abgebrannten Gewerkschaftshaus (das große Gebäude, an einer Ecke des Maidan, mit den rosa Punkten, das von den Berkut angesteckt wurde) waren heute Arbeiter and er Fassade zugange. Sie demontierten den großen Fernsehbildschirm, der bis zum Brand die Bühnenbilder übertragen hat. An anderen Stellen stehen Steine, ordentlich aufeinandergestapelt bereit, wieder ins Pflaster gelassen zu werden. Es wird repariert, aufgeräumt.
Für mich sehr interessant war ein kleines Schnipselchen Papier, das mit Klebeband Überklebt und angeklebt war an dem einen Laternenpfahl, an dem die Einschüsse der Scharfschützen zu sehen waren. Vielleicht erinnern Sie sich. Auf dem Zettel stand: „Bitte nicht überkleben. Zur strafrechtlichen Untersuchung!“ Die Morde werden also untersucht. Die Werchowna Rada hat gestern der Staatsanwaltschaft den Auftrag gegeben alle an den Morden in der Institutska Beteiligten Mitarbeiter von SBU (Geheimdienst) und Innenministerium unverzüglich zu verhaften. Es wurde für diese Aufgabe der Staatsanwaltschaft eine Frist von 10 Tagen gesetzt.
Heute lese ich gerade im Internet, dass es wohl so etwas Ähnliches wie die „Gauck-Behörde“ geben wird. Den Link dazu setze ich Ihnen hier mal her: http://euromaidanberlin.wordpress.com/2014/04/01/kgb-archives-in-ukraine-will-be-open-to-public/
Es wird sicher viel Zeit und Arbeit kosten, das Land wirklich zu einem demokratischen Land zu machen. Und viele Menschen werden sich noch zu verantworten haben. Mögen die Menschen vom Maidan die Kraft haben, auch Rückschläge hinnehmen zu können und trotzdem weiterzumachen. Mögen Sie die Kraft und den Mut haben, den Politikern und den staatlichen wie gesellschaftlichen Stellen weiterhin auf die Finger zu schauen.
Liebe Frau Oltmanns, wenn Sie noch etwas genauer interessiert, dann schreiben Sie mir ruhig. Gerne beantworte ich, so ich kann, dann noch etwas ausführlicher. Das waren so meine Eindrücke von heute.
Ein kleiner Hinweis noch. Ich habe heute auch diesen kleinen Film von ICTV gefunden. Auf Ukrainisch, aber mit deutschen Untertiteln. Sehr beeindruckend und ergreifend, wie ich finde. Und Frau Bogomoletz erwähnt sogar unsere Kirche: https://www.youtube.com/watch?sns=tw&v=KFt1XJbaK3k&app=desktop
Herzliche Grüße aus Kiew sende ich Ihnen
Gott befohlen
Ralf Haska